Nobelpreis Wirtschaftswissenschaft 2024: Drei Pioniere vergleichender Wirtschaftssysteme
Zum Gedächtnis-Nobelpreis 2024
1969 wurde erstmals durch die Schwedische Nationalbank anlässlich ihres 300-jährigen Bestehens der „Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaft“ vergeben. Dieser Preis korrigiert übrigens die Abneigung von Alfred Nobel gegenüber der wirtschaftswissenschaftlichen Zunft, die er zu Unrecht als belanglos für den Fortschritt der Menschheit kritisierte.
In diesem Jahr werden mit dem Alfred-Nobel- Gedächtnis-Preis höchst relevante Untersuchungen zum Zusammenhang von ökonomischem Wohlstand und Demokratie geehrt.
Der hoch produktive, türkisch-amerikanische Nobelpreisträger Daron Acemoglu, stand auf meiner Wettliste in diesem Jahr an erster Stelle. Dass er sich jetzt den Nobelpreis mit James A. Robinson und Simon Johnson teilt, liegt auf der Hand.
Dieses Trio hat den Einfluss der institutionell-politischen Verfasstheit einer Gesellschaft auf den sozial-ökonomischen Wohlstand und damit das Wohlstandsgefälle zwischen Ländern faktenbasiert untersucht. Das Fazit in dem gemeinsamen Aufsatz der drei Preisträger mit dem Titel „Die kolonialen Ursprünge der vergleichenden Entwicklung“ aus dem Jahre 2001 lautet: Länder, die den Wandel aus der Kolonialabhängigkeit in demokratische Strukturen schaffen, werden durch ökonomischen Wohlstand belohnt. Die dagegenstehende Behauptung durch den umstrittenen Starökonomen Jeffrey Sachs, Wohlstand entstehe infolge eines gemäßigten Klimas in den Ländern, hält Acemoglu für ein „Hirngespinst“, ja, für „rassistisch.
In ihrem gemeinsamen Buch „Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut“ von 2012 belegen Daron Acemoglu und James Robinson: Ökonomischer Wohlstand lässt sich nur in einer demokratischen Gesellschaft erreichen und sichern. Dazu gehören: eine klare Gewaltenteilung, unabhängige Gerichte, ein starkes Parlament, eine kompetente Verwaltung und der Ausschluss von korrupten Eliten. Erst demokratisch eingebettete Marktwirtschaften entfalten wirtschaftliche Aktivitäten bestens. Übrigens kritisiert in diesem Kontext Simon Johnson mit den Erfahrungen aus der Finanzmarktkrise 2008/2009 auch ökonomisch schädliche Finanzoligarchien, die die Regulierung der Finanzmärkte zu verhindern versuchen.
Die großartige Botschaft des Nobelpreis-Trios der Wirtschaftswissenschaft ist auch für Deutschland klar: Nur mit einer starken und offenen Demokratie lassen sich ökonomische Herausforderungen bewältigen und künftiger Wohlstand sichern. Auch die Universität Bremen ist gut beraten, diese gesellschaftlich relevanten Forschungsthemen in die Forschung und das Lehrprogramm zu übernehmen.