15.10.2024
Rudolf Hickel

Nobelpreis Wirtschaftswissenschaft 2024: Drei Pioniere vergleichender Wirtschaftssysteme

Zum Gedächtnis-Nobelpreis 2024

1969 wurde  erstmals durch die Schwedische Nationalbank anlässlich ihres 300-jährigen Bestehens der „Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaft“ vergeben. Dieser Preis korrigiert übrigens die Abneigung von Alfred Nobel gegenüber der wirtschaftswissen­schaftlichen Zunft, die er zu Unrecht als belanglos für den Fortschritt der Menschheit kritisierte.

In diesem Jahr werden mit dem Alfred-Nobel- Gedächtnis-Preis höchst relevante Untersuchungen zum Zusammenhang von öko­nomischem Wohlstand und Demokratie geehrt.

James A. Robinson

Der hoch produktive, türkisch-amerikanische Nobelpreisträger Daron Acemoglu, stand auf meiner Wettliste in diesem Jahr an erster Stelle. Dass er sich jetzt den Nobelpreis mit James A. Robinson und Simon Johnson teilt, liegt auf der Hand.

Dieses Trio hat den Einfluss der institutionell-politischen Verfasstheit einer Gesellschaft auf den sozial-ökonomischen Wohlstand und damit das Wohlstandsgefälle zwischen Ländern faktenba­siert untersucht.  Das Fazit in dem gemeinsamen Aufsatz der drei Preisträger mit dem Titel „Die kolonialen Ursprünge der ver­gleichenden Entwicklung“ aus dem Jahre 2001 lautet: Länder, die den Wandel aus der Kolonialab­hängigkeit in demokratische Strukturen schaffen, werden durch öko­nomischen Wohlstand belohnt. Die dage­genstehende Behauptung durch den umstrittenen Starökonomen Jeffrey Sachs, Wohlstand ent­stehe in­folge eines gemäßigten Klimas in den Ländern, hält Acemoglu für ein „Hirngespinst“, ja, für „rassistisch.

In ihrem gemeinsamen Buch „Warum Nationen scheitern: Die Ur­sprünge von Macht, Wohlstand und Armut“  von 2012 belegen Daron Acemoglu und James Robinson: Ökonomischer Wohlstand lässt sich nur in einer demokratischen Gesellschaft erreichen und sichern. Dazu gehören: eine klare Gewaltenteilung, unabhängige Gerichte, ein star­kes Parlament, eine kompetente Verwaltung und der Ausschluss von korrupten Eliten. Erst demokratisch eingebettete Marktwirtschaf­ten entfalten wirtschaftliche Aktivitäten bestens. Übrigens kriti­siert in diesem Kontext Simon Johnson mit den Erfahrungen aus der Finanz­marktkrise 2008/2009 auch ökonomisch schädliche Finan­zoligarchien, die die Regulierung der Finanzmärkte zu verhindern versuchen.

Die großartige Botschaft des Nobelpreis-Trios der Wirtschaftswis­sen­schaft ist auch für Deutschland klar: Nur mit einer starken und of­fenen Demokratie lassen sich ökonomische Herausforderungen be­wältigen und künftiger Wohlstand sichern. Auch die Universität Bremen ist gut beraten, diese gesellschaftlich relevanten Forschungsthemen in die Forschung und das Lehrprogramm zu übernehmen.

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